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Zuchtschäden bei der Mongolischen Rennmaus
Im Frühjahr 2001 machte ich in einem befreundeten Rennmausforum Werbung für meine neue Homepage und schrieb dazu, dass ich
keine Farbenzucht betreiben würde, weil diese auf lange Sicht das Immunsystem schädigen würde. Mein Zuchtmerkmal sei Zutraulichkeit und Verträglichkeit
der Tiere untereinander.
Daraufhin wurde ich von einigen Rennmausfarbenzüchtern sehr angegriffen. Zutraulichkeit wäre kein Zuchtmerkmal, Eigenschaften würden sich nicht vererben und die
durchschnittliche Lebenserwartung sei mit 4-5 Jahren viel zu hoch.
Ich widersprach, dass nur in einem Ausnahmefall eines meiner Tiere schon mit drei Jahren gestorben war, woraufhin ich sofort die ganze Zuchtlinie aufgelöst hatte. Der Streit zog
sich über mehrere Wochen hin, bis schließlich eine Rennmauszüchterin eingriff und schrieb, sie betreibe zwar auch Farbenzucht, aber Langzeitfolgen seien wirklich noch
nicht absehbar.
Im Jahr 2007 liegen bei der Mongolischen Rennmaus Erbschäden in erschreckenden Ausmaß vor. Neben Knickschwänzen, zusammengewachsenen Zehen und fehlenden
Gliedmaßen, fehlenden Augen, Taubheit und einer gestiegenen Neigung zu Epilepsie zeigt sich auch ein deutlich aggressiveres Verhalten untereinander. So häufen sich
Berichte von grundlos und völlig überraschend totgebissenen Mäusen und von Tieren, die sich gar nicht mehr eingliedern lassen. Stellt sich die Frage nach den
Ursachen.
Die in den letzten Jahren verstärkt aufgetretene Taubheit besonders bei Superschecken deutet möglicherweise auf das Waardenburg-Syndrom, das bisher aber nur beim Menschen
umfangreich erforscht ist. Das ist ein Sammelbegriff für mehrere Erbkrankheiten, die beim Menschen Schwerhörigkeit und Pigmentstörungen verursacht, meist nur an
der Iris, beim Waardenburg-Syndrom Typ IV aber auch an Haut und Haaren. Das Waardenburg-Syndrom Typ IV vererbt sich autosomal-rezessiv, die anderen drei unregelmäßig
autosomal-dominant.
Bei sehr hellen Frettchen oder bei Frettchen mit hohem Weiß-Anteil, bei weißen Dalmatinern und weißen Boxern wurde ebenfalls das Taubheit verursachende
Waardenburg-Syndrom beobachtet sowie bei weiß-blauen Katzen, sofern die blaue Farbe durch das dominante W-Gen verursacht wird. Bis ins Letzte erforscht ist es aber noch nicht.
Da sich das Syndrom unregelmäßig vererbt, können auch weiße Katzen mit blauen Augen vorkommen, die normal hörend sind und weiße Katzen ohne
blaue Augen, die die taub sind. Normal hörende dominant weiße und blauägige Katzen können taube Junge hervorbringen, was darauf hinweist, dass der Erbgang
nicht einfach nachzuvollziehen ist. Die Ausprägung der Taubheit wird wahrscheinlich von mehreren Genen bestimmt (Shelton, 2001). Auch Heid et al. (1998) verweisen auf
frühere Untersuchungen, denen zufolge davon auszugehen ist, dass es nicht ein einzelnes verantwortliches Gen geben kann.
Da die Superschecken der Mongolischen Rennmaus neben häufig auftretender Taubheit auch oft gesundheitliche Schäden haben, wäre es interessant, der Frage
nachzugehen, ob hier gegebenenfalls ein ähnliches Syndrom wie das bei Katzen beschriebene Waardenburg-Syndrom auftreten kann.
Fortsetzung folgt
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