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Campbell-Zwerghamster
(Phodopus campbelli)
Systematik
Der Campbell-Zwerghamster, auch einfach als Campbell oder
Campbelli bezeichnet, gehört zur Gattung der Kurzschwanz-Zwerghamster (Phodopus).
Er ähnelt sehr dem Dsungaren, es gibt aber
Unterschiede, auf die ich in meinen beiden Hamsterbüchern eingegangen bin. Lange
Zeit wurde er als Unterart des Dsungaren angesehen, erst gegen Ende des letzten
Jahrhunderts erlangte er Artenstatus.
Vorkommen
Der Campbell-Zwerghamster bewohnt die Steppen und Halbwüsten der Mongolei und angrenzender Provinzen Nordost-Chinas, vom Altai Gebirge, von
Daurien in Ost- und Tuwa in Südsibiren. Sein Verbreitungsgebiet liegt somit grundsätzlich weiter östlich als das des Dsungaren,
weshalb er in früherer Literatur häufig als dessen "östliche Form" bezeichnet wird.
Farbschläge
Vom Campbell gibt es sehr viel mehr Farbschläge als vom Dsungaren. Die zwei bekanntesten, schwarz und argente,
seien hier kurz vorgestellt.
Linkes Bild: "Negrita" von Sandra Blättler. Rechtes Bild von Michael Schaub
Fragwürdige Kreuzung
Der Campbell-Zwerghamster ist so stark verwandt mit dem Dsungaren, dass sogar
Kreuzungen zwischen den beiden Arten möglich sind. Davon muss aber entschieden abgeraten werden!
In freier Natur würden die beiden Tierarten sich nie miteinander paaren, da der
Campbell zwar weitestgehend die gleichen Länder bewohnt wie der Dsungare, jedoch
viel weiter südlich. Die Tiere treffen also in der Wildnis gar nicht
aufeinander.
Sie in Heimtierhaltung miteinander zu kreuzen, kann Missgeburten zur Folge haben wie augenlose Hamster und auch
Totgeburten.
Auch wenn eine solche Hybridenzucht in einigen Fällen gutgehen mag, so wird doch das
Erbgut der Campbells und Dsungaren unwiderruflich Veränderungen unterzogen, was auf lange Sicht betrachtet die Art des Campbells
und des Dsungaren gefährdet.
Eine Zucht, bei der solch starke Missbildungen auftreten können - und
seien es auch vereinzelte Fälle, wobei die Missbildungsquote
gar nicht erforscht ist und aus ethischen Gründen auch nicht erforscht werden sollte - ist aufs Entschiedenste abzulehnen.
Zahmheit des Campbells - Vorurteil "bissiger Kampfhamster"
Leider wird der Campbell-Zwerghamster in der Literatur oftmals als bissig bezeichnet, hin
und wieder fällt sogar der Ausdruck "Kampfhamster". Dies war Grund für mich,
als ich am Zwerghamsterbuch schrieb, mehrere Campbellhalterinnen und -halter
über ihre Hamster zu befragen. Manchmal erhielt ich regelrecht verärgerte Reaktionen,
weil der jeweilige Hamster ausgesprochen zahm war. Manche allerdings sprachen in der Tat
von recht bissigen Tieren. Wie kam es zu solch unterschiedlichen Erfahrungen?
Sauriel, Farbschlag Lilac-Schecke, war eine meiner Lieblingscampbells und entsprach überhaupt nicht dem
Ruf vom bissigen Kampfhamster.
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Der Campbell-Zwerghamster war zur damaligen Zeit in Deutschland noch sehr selten, inzwischen bekam ich Gelegenheit, ihn
einige Zeit zu züchten.
Im Grunde ist es sehr einfach: Das "Zauberwort" für einen zahmen Campbell heißt wie
so oft frühe Zähmung.
Eigentlich eine simple Aussage, es scheint aber tatsächlich so zu sein, dass der Campbell zu seinem schlechten Ruf kam,
weil in den 1980er und 90er-Jahren in Deutschland größere Zuchterfahrungen fehlten und die Tiere weitestgehend aus
Massentierzuchten aus Holland oder Belgien stammten. Liebhaberzuchten, bei denen sich Mühe mit der Zähmung gegeben
wurde, gab es offenbar kaum.
Während die chinesischen und dsungarischen Zwerghamsterbabies schon bei geringem Handkontakt schnell zahm werden,
ist für die Campbells ein größerer Aufwand nötig. Die Babies sollten täglich
etwa 10 Minuten in der Hand gehalten werden, während bei den Chinesen, Dsungaren und sogar den Roborowskis
durchaus einmal ein Tag ausgelassen werden kann. Fehlt dieser intensive Kontakt, werden Campbells in der Tat
schnell aggressiv. Ich konnte mich auf Reptilienbörsen, bei denen Campbells vorwiegend als Futtertiere gezüchtet
werden, von sehr bissigen Tieren überzeugen, die sofort nach der Hand zu schnappen versuchten.
Im Vergleich dazu werden ungezähmte Chinesen nach meinen Erfahrungen nur sehr scheu, doch nicht
bissig. Früh gezähmt kann der Campbell-Zwerghamster wiederum außerordentlich zahm werden und übertrifft oft
sogar den Dsungaren an Zutraulichkeit. Beim Freilauf suchten meine zahmen Campbells regelmäßig den menschlichen Körperkontakt
trotz großem Spielangebots.
Erfreulicherweise findet der Campbell-Zwerghamster in Deutschland allmählich größere Verbreitung. Auch immer
mehr engagierte Züchter/innen finden sich, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese ansprechende Hamsterart zu verbreiten.
Der Campbell-Zwerghamster ist besprochen in "Mein
Zwerghamster zu Hause" und in "Mein Hamster zu Hause".
Ich bitte um Verständnis, dass ich mich in manchen Punkten zurückhalte. Ich habe Vorgaben
vom Verlag, dass ich über die in meinen Büchern
erscheinenden Tiere nur auszugsweise berichten darf.
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"Ernesto" von Andrea Otto
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