Zähmung von Nagern


Rennmäuse und Zwerghamster werden in der Regel sehr schnell zahm, oft schon innerhalb weniger Tage. Dennoch sollen hier einige Verhaltensregeln gegeben werden, die sich auch auf andere Nager übertragen lassen.
Generell sollte bei Nagetieren der Griff von oben vermieden werden, da aus dieser Richtung auch ihre natürlichen Feinde, die Raubvögel, angreifen.


1. In den Ärmel stecken:

Meine schnellste Methode ist, das Tier gar nicht erst umständlich mit Futter zu locken, sondern einfach zu greifen und in den Ärmel zu stecken. Allerdings gehört Feingefühl dazu, und das Tier darf möglichst wenig durch den Käfig gejagt werden.

Man nähert sich dem Tier seitlich mit beiden Händen, schließt die Hände unter ihm schnell mit einem gezielten Griff zusammen und hebt es hoch. Hat man das Tier im Griff, wird einen Moment gewartet, bis es sich beruhigt hat. Es empfiehlt sich, die Hände über dem Tier zu einer Höhle zusammenschließen, auch damit es nicht wegspringt. Dabei spricht man mit leiser und beruhigender Stimme zu dem Tier.


Man greift einen Kleinnager fachgerecht, indem man beide Hände von den Seiten kommend unter ihm zusammenführt. Dann kann man die Hände zu einer Höhle zusammenschließen.

Ist das Tier ruhig, kann man es in den Ärmel stecken. Der Nager fühlt sich in der warmen Höhle sicher, gleichzeitig nimmt es den Körpergeruch des Halters wahr und verbindet es mit dem positiven Gefühl. Wem das zu heikel ist, sollte die Methode mit Futterlocken versuchen. Sie dauert aber länger.


2. Mit Futter locken:

Zuerst steckt man seine Hand möglichst oft in den Käfig und lässt sie ganz ruhig liegen, auch wenn das Tier hineinbeißt, um zu testen, ob es sich um Fressbares handelt. Zurückzucken zerstört das aufgebaute Vertrauensverhältnis wieder, also eisern bleiben. Es handelt sich auch nur um den sogenannten Futterbiss, der meistens recht sanft ausfällt. Wenn das Tier richtig bissig ist, wird es sich nicht der Hand langsam nähern, sondern sofort zubeißen.

Hat das Tier sich an die Hand gewöhnt und als Selbstverständlichkeit hingenommen, versucht man als nächsten Schritt, es mit Futter auf die Hand zu locken. Besondere Leckerbissen für Hamster und Rennmäuse sind im allgemeinen: Sesamsaat, Hirse, Apfel, Gurke, Mehlwürmer oder die Larven des Schwarzkäfers (Zophobas). Danach kann man den Nager in den Ärmel stecken.
Aber Vorsicht: Wenn man sich einem Nager immer nur mit Futter in der Hand nähert, beißt er irgendwann auch hinein. Wer könnte es ihm verdenken?


3. Ans Gesicht nähern

Ich führe gerne die Tiere mit meinen Händen ans Gesicht heran oder gehe mit dem Gesicht auf sie zu. Instinktiv habe ich das als Kind schon gemacht. Es lässt sich kaum erklären, warum es so einen besonderen Effekt hat.
Wahrscheinlich macht man auf die Tiere einen gefahrlosen Eindruck. Die Tiere können den Geruch des Halters wahrnehmen ohne die oft bedrohlich wirkende menschliche Hand dazu. Jedenfalls hat es eine sehr positive Wirkung. Einen bissigen Rattenbock z.B. konnte ich innerhalb weniger Tage streicheln.


4. "Erpressen" und Futter nur von Hand geben

Zuerst war ich recht stolz darauf, dass von alleine auf diese Idee gekommen zu sein. Dann fand ich sie doch in zwei Büchern wieder. Leider selten genug, denn ich halte diese Methode für sehr erfolgreich. Sie muss etwa 2 Wochen lang durchgefürt werden. Ich habe es noch nie erlebt, dass selbst ein sehr scheues Tier keine positive Veränderung gezeigt hätte, sei es auch nur geringfügig.


5. Regelmäßige Zuwendung


Manchmal heißt es, nicht die Geduld verlieren, gerade wenn man ein älteres Tier erworben hat. Dann sollte man sich nicht in die Maßnahmen verbeißen, sondern sich in Gelassenheit üben. Wenn ein Tier regelmäßig sein Futter und Wasser erhält und so lernt, dass es keinen Existenzkampf zu führen braucht, kann es allein dadurch zutraulicher werden. Manchmal unmerklich, aber eines Tages kann man es plötzlich herausnehmen und wundert sich etwas darüber.


"Wenn Du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Die anderen Schritte jagen mich unter die Erde. Der deine wird mich wie Musik aus dem Bau locken." Aus Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz





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